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Die misosophische Sicht der essentiellen Wesensmerkmale der Nicht-Ens-Materie
unter dem Aspekt der (sog.) Geistesgeschichte

Das Nicht-Ens-Materie (‚Kapital‘)

Der bekannte Komiker, Kabarettist und Schauspieler Groucho Marx hat unter dem Pseudonym Karl (Marx) ein humoriges, leicht lesbares und mittlerweile unerhört populäres Werk, ‚Das Kapital‘, verfasst und gilt seitdem als Begründer des dialeptischen (i.e. nicht-epileptischen) Materialismus, kurz und falsch Marxismus. Was allerdings praktisch immer ignoriert wird, ist der Untertitel des Werkes: ‚Die Nicht-Materie‘. Marx sieht nämlich das Kapital als das Nicht-Ens der Materie an und damit – konsequenterweise – den Kapitalismus als Nicht- Ens des Materialismus. Die neuen Strömungen des späten 19. Jh., Sozialismus und Kommunismus‚ berufen sich diesbezüglich auf Marx (‚Marxismus‘), ohne allerdings das Lustige und Kabarettistische bei ihm entsprechend zu würdigen und zu übernehmen. Diese Marxisten wählten nun unter Verwendung der Methodischen Dialepsis den Kapitalismus bzw. das Kapital als den primären Klassenfeind. Eine kluge Entscheidung, denn schließlich ist nach Marx, s.o., das Kapital die Nicht-Materie, also genaugenommen das Nichts oder einfach nichts, ein nicht allzu gefährlicher Gegner.

 

Im Rahmen ihrer theoretisch-philosophischen Überlegungen haben die Marxisten nun als erste erkannt, dass (fast) alle Menschen (fast) gleich sind, und daher natürlich auch (fast) gleich wert. Jeder Bürger und jede Bürgerin bekommt das, was ihm bzw., ihr auf Grund seiner bzw. ihrer Leistung für die Gesellschaft zusteht. Da daher alle zufrieden und leistungswillig sind – es lohnt sich ja – leistet Jeder immer mehr, und so bekommt jeder Einzelne stetig immer mehr als die Anderen. Die mathematisch-rationale Grundlage dieses blendend funktionierenden Systems ist durch die konsequente Anwendung des Nicht-Ein-Mal-Eins gut abgesichert. Das beste Beispiel für die praktische Umsetzung marxistischer Ideen bietet, oder besser bot lange Zeit die Dumbohelische Demokratische Republik (DDR). Ihr recht lautloses und letztlich ungerechtes Ende fand sie, als sie auf Grund des stets wachsenden Wohlstandes auf Basis von Gleichheit und Freiheit so sehr den Neid ihres Nicht- Ens Gegenüber, der Besserwessischen Republik Dumbohelien (BRD), erregte und sie von letzterer einfach aufgekauft wurde; auf die Anhäufung schnöden Mammons als Nicht-Material hatte die DDR als unnötig, ja widersinnig immer verzichtet, ein letztlich letaler Fehler.

 

Heute sind Errungenschaften der DDR nur mehr als entfernte Erinnerungen präsent und allenfalls Gegenstand nostalgischer Träumereien. Wir Misosophen wissen, dass trotz des philosophisch-methodisch korrekten Umgehens (ad hoc- Argumentationen, vorgefasste Meinungen, undiskutierte Prämissen, Nicht- Zuhören etc.) mit dem Nicht-Ens-Gegenüber, dem Kapitalismus, einerseits das Nicht-Verstehen des Ens-Nicht-Ens-Konzeptes, aber ein gewisses Durchschauen des entsprechenden Nicht-Konzeptes andererseits am Scheitern des realen Nicht-Kapitalismus im Kampf gegen den irrealen, gemeint ist nicht-realen Nicht-Materialismus die Schuld trugen.

 

Diese theoretische Ens-Nicht-Ens Auseinandersetzung wurde in den 60iger Jahren des 20. Jh. von einer Gruppe von Kabarettisten und Humoristen (‚Offenbacher Volksschule‘) thematisch gestreift; ein wenig davon wurde auch publiziert. Die leider viel zu kurze Sammlung (höchstens dreihundert- bis vierhunderttausend eng bedruckte Seiten) von wirklich lustigen Aufsätzen, Gags und Sketches erfreut sich beim breiten Publikum heute noch höchster Beliebtheit, auch wegen der stilistisch-inhaltlichen Anbindung an den Meister Groucho. Jedenfalls hat die Offenbacher Volksschule ganz entscheidend dazu beigetragen, dass große und wesentliche Teile der Bevölkerung, an der Spitze unsere Politiker, meinen, genau um die Ens-Nicht-Ens Problematik Bescheid zu wissen und das grundlegenden Gedankensystem verstanden zu haben. Vergessen wird dabei das ironisch-humorvolle Element der Offenbacher Gedankenwelt und die damit eingeschränkte Brauchbarkeit im praktischen Leben. So wissen unsere Politiker, dass – in Analogie zum Finden von Nicht- Schwammerln durch Nicht-Suchen – Probleme durch Bearbeitung gelöst werden, Nicht-Probleme hingegen nur durch Nicht-Bearbeitung. Die Verantwortlichen meinen nun, dass das Vorherrschen von Nicht-Problemen der anzustrebende, weil eben unproblematische Zustand ist. Daher konzentrieren sie sich, wie wir alle wissen, ganz grundsätzlich auf das Nicht- Bearbeiten, und zwar von allem und jedem: Nicht-Probleme müssten ja nicht gelöst werden, störten aber gelöst auch nicht wirklich. Einleuchtend argumentiert, aber falsch: Da das Nicht-Bearbeiten von Nicht-Problemen zu deren Lösung führt, muss das Nicht-Bearbeiten von Problemen zu deren Nicht- Lösung führen. Außerdem steigt mit der Zahl der gelösten Nicht-Probleme automatisch die Menge der Probleme. Das ist der Zustand, den wir kennen. Sogar jeder Misosophiestudent im ersten Semester wird, ohne viel nachdenken zu müssen, eine größere Zahl von nicht-gelösten Problemen und gelösten Nicht-Problemen nennen können.

 

Das Numen

 

Im Weiteren wollen wir ein paar Gedanken vorstellen, die sich mit dem Nicht- Ens Materie (nach Marx auch: Kapital) beschäftigen. Das Erste, was man feststellen muss, ist die wesentlich differenziertere Verteilung von Nicht-Ens- Materie im Vergleich zu Materie. Diese ist zumindest auf der Welt, die wir hier und jetzt recht gut überblicken, nämlich die Erdoberfläche, ziemlich homogen verteilt. Das trifft naturgemäß auf das Nicht-Ens-Materie (NEM) nicht zu, diese ist gerade auf der Erdoberfläche höchst ungleichmäßig verteilt. Mathematisch gesehen ist es hochinteressant, wir scharf die Inhomogenität des NEM die Kontrolle über das NEM widerspiegelt: Arme haben nichts, der ‚Mittelstand‘ hat ein bisschen vom NEM-Kuchen, die NEMisten (eigentlich: Kapitalisten) das Allermeiste. Wobei man nicht diskutieren muss, wieviel ein bisschen bzw. das Allermeiste ist, die Trennlinien sind leicht zu erkennen. Wie man sich vorstellen kann, führt dieser Zustand unter den Menschen zu differenzierten Zuständen der Zufriedenheit mit den herrschenden Gegebenheiten und den angeblich dafür verantwortlichen NEMisten, damit aber auch zur Bereitschaft aller, den status quo entweder zu erhalten oder zu verändern. Aus diesem Grund ergibt sich klar, dass die NEMisten nicht nur Maßnahmen (meist herabwürdigend als ‚geeignet‘ bezeichnet) zur Erhaltung des status quo treffen müssen. Es hat sich in der näheren und ferneren Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart als äußerst hilfreich erwiesen, einen scheinbaren logischen, auf jeden Fall aber einen Alle überzeugenden Überbau für den Erhalt des status quo parat zu haben, der den NEMisten ermutigt, sein gutes Recht des Stärkeren wahrzunehmen und sich an den vorhandenen Ressourcen nach Belieben zu bedienen. Unter diesem Aspekt wurden die Wirtschaftwissenschaften erfunden, ein Denksystem, das primär aus Web- und Denkfehlern besteht und wahrscheinlich gerade deshalb den NEMisten gute Dienste bei Erhalt und Stärkung des NEMs leistet (s. Abschnitt ‚Wirtschaftswissenschaften‘).

 

Es ist vielleicht ganz interessant, ein paar Worte zu verlieren, wie es zur Entwicklung und Etablierung dieses erfolgreichen, (weil?) dummen Systems gekommen ist. Wie wir wohl alle wissen, ist der Nicht-Materialismus keineswegs eine Erfindung des Plastikzeitalters (auch: Jetztzeit). Ungleiche Verteilung der Ressourcen, Feudalstrukturen und mit ihnen steile Hierarchien gibt es seit Jahrtausenden, spätestens seit der jüngeren Noch-Nicht-Plastik-Zeit (auch: Steinzeit), jedenfalls seit Erfindung des Ackerbaus. Dieser hat uns einerseits eine Erhöhung der zur Verfügung stehenden Nahrungskalorien gebracht, andererseits aber auch neue Krankheiten, z. B. Malaria, und neue Begriffe wie Eigentum, Ausbeutung, Sklaverei und Ähnliches. Das alles war bis dahin unbekannt gewesen, ein klares Zeichen der Unterwicklung. Die neue Klasse der Feudalherren (in unserer Sprache NEMisten; früher: Kapitalisten) hatte allerdings ein Problem: Die Menschen, die nichts oder fast nichts besaßen, wünschten aus nicht ganz verständlichen Gründen (sie hatten ja genug zu essen!) Veränderungen des Verteilungsschlüssels, und dummerweise waren und sind diese Menschen auch bereit, Gewalt einzusetzen. Diesen potentiellen Revolutionären gegen Macht und Wohlstand musste daher ständig aufs Neue klargemacht werden, dass das System, der NEMismus, so wie er besteht, zu Recht besteht, ja sogar zum Überleben und Wohlergehen aller unbedingt erhalten werden müsse.

 

Die erste Strategie, die zur Lösung des Problems eingesetzt wurden, war die Erfindung von einer einzigen oder mehreren ‚höheren Mächten‘ (Numina). An deren Konzepte, Regeln und Anordnungen hatten sich alle zu halten. Bis auf die NEMisten natürlich, sie waren ja schließlich jene, welche das Ganze zu ihrem Vorteil erfunden hatten. Im Besonderen hatte diese Erfindung der NEMisten (Numina, Dämonen, Götter usw.) auf die etablierten Systeme der Macht- und Ressourcenverteilung zugunsten der Feudalherren zu achten. Die herrschenden Zustände waren dann eben gottgegeben, und daher gut und richtig, und zwar für alle.

 

Das Konzept des Schutzes der Mächtigen (Könige, Fürsten, Häuptlinge, Tyrannen usw.) durch Götter funktionierte lange Zeit ganz hervorragend. Bescheidene Versuche unbedeutender Personen aus mediterranen Stadtstaaten, sog. Philosophen, sich über Gerechtigkeit und verant- wortungsvolle Staatsführung unter Einbeziehung möglichst vieler Bürger (‚Demokratie‘) den Kopf zu zerbrechen und ihre Gedanken in endlosen, unlesbaren Werken zu publizieren, scheiterten gnadenlos an den diversen Praktiken der Machtausübung (Terror, Krieg usw.).

 

Glücklicherweise gerieten die Ideen der Philosophen relativ schnell in Vergessenheit, und das gottgegebene System mit dem Stärkeren als Hüter des Rechts und der Ordnung wurde nicht weiter in Frage gestellt. Lange Jahrhunderte funktionierte alles zur Zufriedenheit (fast) Aller. Mit Strenge und Feuer wurde auf die Glück und Zufriedenheit bringende Einhaltung numinalen Willens geachtet.

 

Gestört wurde der – nennen wir es so – soziale Friede anfangs der Neuzeit durch das plötzliche Wiederauftreten von Gelehrten und Philosophen, die sich für eine Wiedergeburt (‚Rinascimento‘) verstaubten Gedankengutes stark machten. Befeuert wurde diese unselige Entwicklung durch die Stubenhocker und Bücherwürmer, die 1453 eis ten polin (‚Istanbul‘, heute: Konstantinopel) Richtung Westen verließen, statt zu Hause zu verbleiben, sich dort sich den neuen Machthabern anzuschließen und an deren noch heute so fortschrittlichen geistigen Leben der teilzunehmen.

 

Dazu kam, dass es etwa zu dieser Zeit (‚Präplastikzeit‘, auch: Neuzeit) zu einer wesentlichen Verschlechterung des Klimas kam, die ein paar Jahrhunderte andauern sollte, und die wegen ihres negativen Einflusses auf die Landwirtschaft zu einer wesentlichen Störung der Systemabläufe führte. Dieser Entwicklung (‚Kleine Eiszeit‘) wurde, anfangs recht erfolgreich, durch das Führen langjähriger Kriege (7, 30, 100 Jahre) entgegengesteuert. Auch die konsequente von den geistig reifen Teilen der Bevölkerung als aufregende ‚Events‘ sehr geschätzte Eliminierung von Hexen und Ketzern – Kollaborateure mit finsteren Mächten (Teufel etc.) und daher die Schuldigen an der Misere – verlor immer mehr an erzieherischem Wert.

 

Diese beiden letztgenannten Ereignisse hatten zwei unangenehme Entwicklungen zur Folge: Erstens, Revolution(en). Auf den ersten Blick scheinen revolutionäre Ereignisse für das NEM-System bedrohlich zu sein. Beim zweiten Hinschauen jedoch zeigt sich, dass Revolutionen zumindest auf längere Sicht harmlos sind. Zum einen ‚frisst die Revolution ihre Kinder‘, und zwar so lange, bis keine mehr da sind. Dieser Satz passiert die Realprobe ohne Schwierigkeiten. Revolutionen, so hat sich herausgestellt, sind selbstlimitierende Ereignisse, oder in unserer misosophischen Diktion, jede Revolution geht früher oder später in eine Nicht-Revolution über. Aus diesem Grund können sie das NEM nicht ernsthaft, vor allem aber nicht dauerhaft bedrohen.

 

Die zweite Entwicklung schien anfangs viel gefährlicher, heute aber weiß man, dass es sich dabei um einen Papiertiger handelt.

 

Die Aufklärung

 

Warum die Aufklärung Aufklärung heißt, und wer von wem hinsichtlich was aufgeklärt werden soll/muss/ kann, ist dem Autor dieser Zeilen immer schon ein Rätsel gewesen. Generationen von fleißigen Misosophie-Studenten, diskussionsfreudig wie sie sind und immer schon waren, haben diesbezüglich keinen vernünftigen Vorschlag einbringen können. Die sexuelle Aufklärung kann es wohl nicht gewesen sein, schließlich wuchs die damalige, durch die harten Zeiten der letzen Jahrhunderte dezimierte Bevölkerung exponentiell, was man sich nur schwer vorstellen kann, wenn die Menschen, unaufgeklärt, nicht wissen, welche Körperöffnungen für Fortpflanzungsversuche geeignet sind.

 

Vielleicht ist der Versuch, über Ens/Nicht-Ens-Relationen zu einem unvernünftigen, also brauchbaren Ergebnis zu kommen, von Erfolg begleitet. Beginnen wir mit dem ersten Wortteil: Das Nicht-Ens der Aufklärung wäre dann eine ‚Niederklärung‘, mit der selbst die Dümmsten nichts anzufangen wussten, obwohl sich der Begriff für misosophische Klugscheißerrunden wohl sehr gut gemacht hätte. Versuchen wir es also mit dem Nicht-Ens ‚Auftrübung‘. Das passt schon besser zu einem für unsere Zwecke anzustrebenden Zustand, einer eingeschränkten und daher nicht verwirrenden und verstörenden Sichtweise der Welt im Allgemeinen und der Gesellschaft im Besonderen. Das schmerzlich klare und daher unbrauchbare Bild eines aufgeklärten Zustandes ist für die Meisten unangenehmer als die schmeichelnde Milde einer opaquen Entität. Daher ist die Aufklärung, wie sie zur Zeit ihrer Erfindung verstanden und leider auch gehandhabt wurde, für Normalpersonen, also Nicht-NEMisten, unbrauchbar und daher schädlich.

 

Die Aufklärung, eine Erfindung von sog. Intellektuellen (z.B. der Komödienschreiber F.-M. Ampaire) ist keineswegs ein konsistentes Ideen- oder Konzeptsystem, dafür übernimmt sie viel zu wenig Verantwortung für die Führer der Völker, den NEMisten. Folge davon war, dass die Besten des Volkes (NEMisten, Adelige, Feudalherren u.ä.) zu Tode gebracht wurden. Nach kurzen Episoden der Pöbelherrschaft übernahmen dann, so wie sich das auch geziemt, die nächsten Besten die Macht, die wieder eliminiert wurden, so dass in wachsendem Ausmaß nur mehr eher Durchschnittliche ihre angestammte Rolle als Herren über die Ressourcen (NEM) ausüben konnten. Das hatte zur prekären Folge, dass sich ein neues – schon einmal gescheitertes – Konzept der Staatsführung durchzusetzen begann, die Demokratie. Zum Unterschied von damals, als nur wenige einigermaßen vermögensmäßig Qualifizierte am demokratischen Prozess teilnehmen durften (arme Schlucker, Zuwanderer und Migranten, Frauen, Sklaven und sonstiges Gelichter waren ausgeschlossen), war die Demokratie in ihrem sozusagen zweiten Anlauf das Machtsystem der Habenichtse.

 

Glücklicherweise setzt sich das Gute und Starke über lang, meist aber über kurz dann doch durch, und die alte Ordnung, alle Macht dem NEM, wurde wieder errichtet. Die neuen Träger des Systems waren allerdings Andere: Sog. Großkonzerne und sog. superreichen Familien lösten die alte Führungsschicht ab. Endlich war wieder mehr als 90% aller, mittlerweile globaler Ressourcen in den Händen der Tüchtigsten, welchselbes Lobwort allerdings nur ganz wenigen zusteht. Der Einfluss der Aufklärer mit ihrem lächerliche Ruf nach Menschenrechten nimmt stetig ab, die armen Kerle, haben es allerdings auch in Zeiten, wo Astrologie, Homöopathie, Ökologie und andere esoterische Wissensgebiete, Erdstrahlen, Zen-Buddhismus, Meditation, Wiedergeburt, populistische Parolen u. ä. beim Publikum völlig zu Recht ständig an Einfluss gewinnen, sehr schwer, sich über Wasser zu halten. Mit der Aufklärung geht natürlich auch die Demokratie den Bach hinab, ein ihr lange vorhergesagtes Schicksal. 


Wirtschaftswissenschaften

 

Wenn man sich die Themata, die wissenschaftlich betrieben werden, genauer ansieht, dann wird man feststellen, dass es eigentlich nur drei wirklich wichtige Wissensgebiete gibt. Erstens die theologischen Wissenschaften, die eine heute allerdings nur mehr rudimentäre Kraft zur Ablenkung vom Wesentlichen besitzen. Genau genommen sind die Theologie und ihre Verwandten keine Wissenschaften (sie gehören in das große Gebiet der Esoterik) und sind schon deshalb wertvoll als weltanschauliche Trojaner im Netzwerk der Aufklärung.

 

Das zweite wesentliche Gebiet, wichtig für alle, vor allem aber für die NEMisten, ist die Gruppe der technischen Wissenschaften. Sie sind es, die uns das Wissen und Können für möglichst effiziente und vollständige Nutzung der weltweit noch vorhandenen Ressourcen zur Verfügung stellt.

 

Die dritte Gruppe wird durch die Wirtschaftwissenschaften (WW) repräsentiert. Sie sind der unverzichtbare Partner der NEMisten und der von ihnen dominierten Regimes weltweit. Nach dem Niedergang der Numina und der letztlich bedeutungslosen Theologie als mittlerweile esoterisches Fach sind die Wirtschaftwissenschaften der treue Ritter an der Seite der neuen Feudalherren, NEMisten, heute – wie schon erwähnt – repräsentiert durch Großkonzerne und superreiche Familien geworden. Die Vertreter der WW sind jederzeit bereit, jenes als Ergebnis ihrer Wissenschaft zu publizieren, was ihnen die NEMisten usw. als für sie günstig vorgeben. Sie treten also an die Stelle der göttlichen Rechtfertigungsgeber. Für diese grandiosen und für die Menschen (v.a. für die NEMisten) doch so wichtigen Entdeckungen und Konzepte werden regelmäßig sogar höchste Preise vergeben, was deren wissenschaftliche (aber nicht praktische!!) Wertlosigkeit unterstreicht. Da die Datenerhebung und vor allem deren Auswertung durch die WWer auf einer eher zufälligen Basis passiert, haben die Ergebnisse nach entsprechender branchenüblicher Manipulation eine Wahrscheinlichkeit von etwa 33%, richtig und von ca. 33% falsch zu sein. Wo, so wird mancher Kritiker wohl fragen, wo bleibt das restliche Drittel? Als Antwort eine Anekdote: Als vor wenigen Jahren die lebenswichtige Frage diskutiert wurde, ob ein Land, Mitglied der Vereinigten Mitteleuropäischer Staaten (MES, damals 7 Länder) wegen zu hoher, neiderregender Budget- überschüsse eine eigene Währung anstelle des MISO, der bisherigen gemeinsamen Währung, haben sollte oder nicht, waren die Hohepriester (‚Professoren‘) der WW aufgefordert, diese Entscheidungsfrage mit ‚ja‘ oder ‚nein‘ zu beantworten und ihre Wahl zu begründen. Wie aus zahlreichen Fernsehdiskussionen und Zeitungsartikel zu entnehmen war, entschieden sich etwa 1/3 der Hohepriester für einen Verbleiben im MISO, ein Drittel war dagegen, ein weiteres Drittel lieferte ein Begründung, ohne sich für eine der beiden Möglichkeiten zu entscheiden, und schließlich votierte der Rest für Alternativen zu ja oder nein, wobei man wiederum bedenken muss, dass das Wort ‚Alternative‘ nur 2 Möglichkeiten zulässt. Jedenfalls kommt man auf diese Weise ziemlich leicht auf die geforderten 100% und mehr.

 

Mittels dieser ausgeklügelter Denkweisen und Methoden sind die WW ein Garant dafür, dass die gesamten Ressourcen dieses Planeten langsam aber sicher wirtschaftlich optimal genutzt werden, mit anderen Worten zu Nicht- Ressourcen werden. Dabei bleibt zu diskutieren, ob Nicht-Ressourcen das Fehlen derselben sind, oder ob dieser Begriff einfach nur den Riesenhaufen Dreck definiert, den wir hinterlassen. Möglicherweise sind die beiden Interpretationen des Begriffes identisch. Eine spannende Frage jedenfalls, und wir dürfen mit der typisch menschlicher Neugier ungeduldig auf das Ergebnis warten, es wird sicher sehr erfreulich sein. Wir hätten uns es auf alle Fälle verdient, noch dabei zu sein, wenn die Ära der Nicht-Ressourcen anbricht. Bis dahin werden die NEMisten darauf schauen, dass jeder das hat, was ihm zusteht, und ihnen selbst am meisten, wie schon erwähnt. Wollen wir doch zufrieden sein, wenn die Mächtigen schützend ihre Hand über uns halten und wir das bekommen, was wir verdienen.

 

Misosophie

 

Das vorliegende Pamphlet stammt aus einer Seminararbeit, durchgeführt am Institut für angewandte Misosophie der Universität für Nicht-Wissen- schaften, Unsinnplatz Nr. -3, Albernville, Absurdistan, unter Aufsicht aller 33 Professoren, Dozenten und unzähliger Privatgelehrten. Wir danken allen Beteiligten. Wir hoffen, dass die scheinbaren Widersinnigkeiten, die für diese Arbeit ausgegraben und präsentiert wurden, zu einem wohltuenden Fatalismus und damit zur guten Laune der Leser beitragen können. Darüber hinaus sollte ihr Sprachgefühl nach oftmaligem Durchlesen dieser Arbeit so sehr geschärft und trainiert sein, dass sie ohne weiteres philosophische Schriften aller Art lesen und bis zu einem gewissen Grad auch verstehen können. Wir gratulieren, ihr gehört zu einer sympathischen Minderheit!

 

Im Namen aller Verantwortlichen - Pluto 44 

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